Die Halligen kennen sich aus mit Sturmfluten und Land unter. Seit ihrem Bestehen sind sie den Gezeiten ausgesetzt. Die Halligen schützen keine Deiche, denn ihr Überfluten ist wichtig und gewollt. Sie sind die Wellenbrecher bei Sturmfluten und mildern die Wucht, mit der die Wassermassen anschließend auf die Deiche der Inselwelt und des Festlands prallen. Statistiken sagen, dass ca. 30 mal im Jahr Land unter ist, d.h. die Salzwiesen sind überspült und nur die Warft(en) - der künstliche Erdhügel, auf dem das Haus steht - oder Warftspitze bleibt mehr oder weniger trocken. Die heftigsten Stürme sind im Herbst und/oder Frühjahr. Gefahr von Land unter bringen vor allem die Nordweststürme. Die letzten schlimmsten Sturmfluten auf Süderoog waren 1962 und 1976.
Die steife Brise kann hier schnell zu einem ausgewachsenen Orkan heranreifen. In unseren ersten Monaten auf der Hallig konnten wir gleich miterleben, was eine Sturmflut und Land unter bedeuten. Keine acht Wochen hier, kam das Orkantief Christian am 28.10.2013 vorbei. Gegen Mittag zog der Wind ordentlich an, danach waren wir am besten im Haus aufgehoben. Alles, was nicht angebunden und gut verstaut war oder einfach dem Sturm nicht mehr standhalten konnte, flog nun durch die Gegend. Der Lärmpegel, u.a. durch die kreischenden Vögel, den klappernden Schornstein und die Fensterläden, war unbeschreiblich. Ungefähr eine halbe Stunde lang, waren wir ruhig im Haus, während alles andere unruhig und aufbrausend war. Das Meer krabbelte gut die Hälfte der Warft hinauf und dann...sank es wieder. Zum Zeitpunkt des Hochwassers war es letztendlich niedriger als zuvor. Einige Zäune und ein altes Giebelfenster waren dem Orkan zum Opfer gefallen, ansonsten hatten wir keine nennenswerten Schäden zu verzeichnen. Da sah es auf der Nachbarinsel Pellworm und dem Festland schon ganz anders aus!
Wir hatten wohl unsere Schuhe nicht gut genug geputzt, denn an Nikolaus kündigte sich der nächste Orkan an und der sollte länger andauern als der letzte. Xaver überzeugte nicht durch seine Windstärke wie Christian, sondern durch seine Ausdauer. Über drei Tiden hinweg pustete er ordentlich aus nordwestlicher Richtung. Das Wasser hatte keine Chance abzulaufen und so können die Übergänge zwischen Hochwasser und Niedrigwasser schon mal "fließend" sein. Von den vorausgesagten 3,0-3,5m über dem normalen Hochwasser, kamen zum Glück "nur" 2,75m. Der Hof blieb trocken und damit auch die Ställe - das war das Wichtigste. Durch die Wellen schaffte es das Meer dann aber doch bis an das Haus im Süden und auch bis zum Fething. Nicht weiter schlimm, da es nur die Wellenköpfe waren. Vom Schutzraum aus konnten wir alles gut überblicken, denn im Haus war es dunkel durch die geschlossenen Fensterläden zum Schutz der Scheiben. Wieder hatte es das Schicksal gut mir uns gemeint, denn größere Schäden blieben auch dieses Mal aus.
Nele Wree & Holger Spreer-Wree
Hallig Süderoog
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